Australien Perth / Fremantle / Coral Coast

03.05.11 - 09.05.11

Perth

Für den Flug nach Perth mussten wir noch alle Register der Kunst ziehen, um möglichst wenig Übergepäck bezahlen zu müssen. Das heisst, pro Person waren je 23 Kilogramm inklusive. Da wir mit dem Round the World Ticket je 2 x 23 Kilogramm mitnehmen konnten, mussten wir für den Flug Sydney – Perth (ist nicht im Round the World Ticket inbegriffen, da es von Star Alliance keinen Anbieter auf dieser Strecke gibt) mächtig abspecken. Alles, was wir nicht wirklich noch brauchen, hatten wir entsorgt. Bei Douche, Shampoo, Gel und so weiter hatten wir es so eingeteilt, dass es bündig aufging. Dann verteilten wir alles auf die Koffer, wogen die ganze Sache einmal und rechneten nach. Das wird aber teuer! Nochmals prüften wir, ob es weitere Sachen für den Müllmann gab. Leider fast nichts. So mussten wir dann Trick 77 anwenden und das sah dann wie folgt aus: Das Handgepäck wurde um dem Fotoapparat inkl. dem schweren Tele-Objektiv sowie der Videokamera erweitert. Das ist sehr wahrscheinlich so erlaubt. Dann pimpten wir die erlaubten 7 Kilogramm Handgepäck auf je gut 11 Kilogramm auf. Denn verlieren konnten wir nichts. Falls das Handgepäck gewogen werden sollte, müssten wir nachzahlen, ansonsten würden wir diese Kilos einsparen. Mit guter Mine und einem breiten Lächeln im Gesicht näherten wir uns dem Check-in Schalter der Virgin Blue. Den Rucksack und die Kameras lässig über die Schulter angehängt, so dass es aussah, wie wenn dieses federleicht wäre. Es hatte nicht gerade das Gewicht einer Vollpackung aus der RS im Tessin, doch es war schon ein flottes Gewicht. Mit hey, hello and good morning! begrüssten wir das junge Fräulein am Schalter. Sie war sehr freundlich und recht aufgestellt. Wir erzählten ihr, dass wir auf einer längeren Reise seien und etwas Übergepäck aufgrund des Round the World Tickets hätten. Nachdem sie alle Koffer gewogen und zusammen gezählt hatte, meinte sie, dass sie uns noch ein paar Dollar abknöpfen müsse. Der Betrag war noch so knapp vertretbar, viel mehr hätten wir nicht zahlen wollen. Durch das geschickte Umverteilen auf das Handgepäck sparten wir fast 150 Dollar ein. Natürlich fühlen wir uns für diesen Beschiss schuldig. Doch Sir Richard Branson, Besitzer der Virgin Blue sowie allen anderen Virgin Marken, wird bei einem geschätzten Vermögen von 4 Milliarden US Dollar wohl kaum etwas davon merken.

Auf dem über vier stündigen Flug nach Perth wünschten wir uns ein paar Mal einen anderen Sitz. So unbequeme Sitze hatten wir noch nie in einem Flugzeug. Wenn Herr Branson in seinen zwei Formel 1 Autos der Virgin Racing auch solche unbequemen Sitze hat, muss er sich nicht über die Plätze 18, 19 und 20, die seine beiden Schützlinge regelmässig herausfahren, wundern.

Bei diesem Flug quer durch Australien wurde uns nochmals so richtig bewusst, wie gross dieses Land eigentlich ist. In der selben Flugzeit würden wir zu Hause die Kanarischen Inseln erreichen und hier ist man immer noch im selben Land.

Gut in Perth gelandet nahmen wir ein Taxi und fuhren zum Hotel. Der Taxichauffeur gab uns dann auch schon ein paar gute Tipps für die City und Umgebung mit auf den Weg.

So machten wir uns am folgenden Tag auf, die City am Swan River zu erkunden. In der Innenstadt reihen sich schöne Gebäude aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts mit farbigen Fassaden aneinander. Im Hintergrund westlicher Richtung strecken sich die Hochhäuser des Bankenviertels in die Höhe. Direkt am Swan River gelegen ist der 82.5 Meter hohe Bell Tower mit seinen 18 Glocken, angeblich das grösste Musikinstrument der Welt. Alle Glocken zusammen haben ein Gewicht von fast neun Tonnen, wobei die Tenor Glocke C# aus dem Jahre 1726 mit 1‘480 Kilogramm die schwerste dieses Glockenspiels ist. Vom Turm aus hatten wir einen schönen Ausblick auf die Skyline von Perth sowie dem Swan River. Der Fluss erhielt seinen Namen Schwanenfluss im Jahre 1696, als Holländische Seefahrer vor der Küste ankerten und ihren Augen kaum trauten, als ihnen an der Mündung des grossen Flusses schwarze Schwäne entgegen schwammen. Wir mussten nicht lange suchen, um schwarze Schwäne zu entdecken. Im Bereich des Hafens waren einige dieser sehr speziellen Schwäne zu bewundern. Isabella wollte sich auf eine Parkbank setzen, als sie von zwei Schwänen mit einem energischen Fauchen gleich wieder vertrieben wurde. Nicht, dass sich die beiden schwarzen Federviecher hätten auf die Bank setzen wollen, aber das Gebiet um den Bank nahmen sie gerade in Anspruch. So musste Isabella warten, bis die beiden weiter zogen, ehe sie auf der Bank Platz nehmen konnte. Es sind ganz schöne Tiere und die schwarze Farbe gibt ihnen einen richtig edlen Touch.

Für das Nachtessen hatten wir uns spontan entschlossen direkt neben dem Hotel in einem Schwedischen Restaurant das Buffet zu kosten. Wir sassen an einem Ecktisch und am anschliessenden Tisch nahmen zwei ältere Herren Platz. Wir schätzten die beiden auf ca. 80 Jahre. Die Kellnerin (übrigens alles Asiaten, deshalb ist es ein schwedisches Restaurant ) musste den beiden das Menü genau erklären, bis sie sich entscheiden konnten, was sie bestellen möchten. Plötzlich klingelte ein Natel. Einer der beiden kramte sein Handy aus dem Gürteletui, nahm ab, sprach ein paar Worte und gab das Telefon seinem Kameraden vis-à-vis. Das Gespräch dauerte nicht allzu lang, doch staunten wir ab diesen beiden Herren und der modernen Technik. Ein wenig später ertönte es von einem eingegangenen SMS. Der Herr mit dem Gürteletui zückte wieder sein Natel hervor und las die Mitteilung. Natürlich glotzten wir hinüber und waren gespannt, was weiter geht. Ohne sich umzuschauen schrieb er mit einer Selbstverständlichkeit ein SMS zurück, steckte das Natel ein und ass weiter. Keine vier Gabelladungen später ertönte es wieder von einem SMS. Das Ganze wiederholte sich unzählige Male. Sehr wahrscheinlich hatte er noch ein Rennen offen. Wir mussten auf jeden Fall ab den beiden Herren grinsen. Ein Natel, einer zuständig für die Gespräche, der andere für die SMS und dies unter regem Gebrauch.

Am folgenden Tag war es wieder einmal soweit und wir holten unseren Camper ab. Den Ablauf kannten wir mittlerweile, wie es beim Vermieter so abläuft, wenn man einen Camper übernimmt. Panikmacherei, den Kunden verunsichern, um ihm dann eine teure Versicherung anzudrehen, welche dann weder eine Frontscheibe noch einen defekten Reifen zahlt. So blieben wir hart und bezahlten die Kaution von AU$ 5‘000.--, natürlich in der Hoffnung, dass wir in den letzten 21 Tagen Camperferien keinen Schaden am Fahrzeug haben werden.

Bezüglich Schaden haben wir an dieser Stelle noch eine kleine Ergänzung. Den unverschuldeten Schaden vom 28. Februar 2011 in Neuseeland steckt nun seit Wochen bei einer Versicherung in der Schweiz fest. Da uns das Reisebüro nicht mitgeteilt hatte, dass wir den Schaden über sie anmelden müssen, kam irgend einmal der Entscheid, dass wir betreffend Kaution nicht versichert seien. Natürlich konnte man uns dies nicht per Mail mitteilen und so verloren wir kostbare Zeit. Dann sendeten wir die Dokumente an das Reisebüro und die leiteten dann das Ganze der Versicherung weiter. Zwei Wochen später forderte man von uns weitere Dokumente an. Doch leider kam auch diese Mitteilung per Post und es verstrich wieder wertvolle Zeit. Umgehend sendeten wir diese Unterlagen elektronisch der Versicherung mit der Bitte, man solle uns nur via E-Mail anschreiben, da wir uns noch immer im Ausland befinden. So, nun hoffen wir, dass wir diesen super beschissenen Fall noch vor unserer Rückkehr am 3. Juni 2011 erledigen können. Ansonsten wird man sich bei der Versicherung warm anziehen müssen!

Fremantle

So machten wir uns mit dem neuen Camper auf den Weg West Australien zu erkunden und fuhren nach Fremantle. Nachdem wir auch diesmal wieder das Fahrzeug etwa 2 Stunden innen gereinigt hatten, konnten wir uns wohnlich einrichten.

Fremantle, der schöne Vorort von Perth, liegt an der Mündung des Swan Rivers in den Indischen Ozean. Mit dem Gratisbus drehten wir eine Runde um das schöne Städtchen, welches sich immer noch mit einigen Gebäuden aus den Zeiten des Goldrausches aus den 1890er Jahren schmücken kann. Durch eine kleine Hintertür entdeckten wir den Fremantle Market. Als wir durch die Tür in die Markthalle traten, erreichte uns ein Duft von frischem Gemüse und Obst, ein Duft vom Feinsten. Leider hatten wir unseren Proviant schon vorgängig aufgefüllt, sonst hätten wir da tüchtig zugelangt. Die angepriesenen Früchte lagen fein säuberlich neben- und aufeinander gestapelt in Reih und Glied. Jürg hatte das schon einmal in China gesehen. So verwunderte es auch gar nicht, dass hinter den Ständen ausschliesslich Asiaten standen. Nebst dem Gemüsemarkt hatte es auch einen Warenmarkt und dort blieben wir an diversen Ständen hängen. Die Zeit verging wie im Fluge und als wir die Markthallen verliessen, hatte die Sonne den Horizont schon fast erreicht. Eigentlich wollten wir noch ein paar andere Sachen anschauen, doch dazu war es leider schon zu spät. Da wir ja den Camper wieder in Perth abgeben müssen, werden wir vor der Rückgabe nochmals nach Fremantle fahren.

Coral Coast

Nach langem hin und her, was wir alles in West Australien machen wollen (und da könnte man so vieles machen!), beschlossen wir, den Norden zu erkunden. Die Coral Coast ist bekannt für ihre Traumstrände sowie der Nähe zum Ningaloo Reef, ein 230 Kilometer langes Korallenriff. So entschlossen wir uns, das fast 1‘300 Kilometer entfernte Exmouth anzufahren, um dann ganz gemütlich in den folgenden Tagen wieder nach Perth zu fahren, quasi von Strand zu Strand. Denn auf unserer Reise hatten wir noch nicht so richtig Zeit gehabt, um ein bisschen Badeferien zu machen. Und dies ist nun der richtige Zeitpunkt sowie die richtige Gegend dafür.

Die Fahrt durch das Outback ist nicht sehr abwechslungsreich, doch die Landschaft wartet mit schönen Abschnitten auf sich. Entlang der geteerten Strasse wachsen Büsche und Bäume aus rotem oder gelben Wüstensand. Zeitweise kann man die Landschaft über eine Ferne erblicken, ringsherum und sie endet irgendwo am Horizont. Der blaue Himmel mit den schneeweissen Cumuluswolken vereint sich am Horizont mit der Erde, die Sicht scheint fast unendlich weit zu sein. Am Abend dann der Sonnenuntergang in Geraldton war der Auslöser, um zu sagen: Das ist wunderschön hier im Westen! So freuen wir uns auf die letzten paar Tage unserer grossen Reise im Westen Australiens.

Der folgende Tag war dem vorangegangenen sehr ähnlich, nur dass der Zielort, Carnarvon, ein anderer war und dazwischen das Billabong Roadhouse lag. Übrigens ist Billabong die Bezeichnung für ein Wasserloch, dass sich in der Regenzeit füllt und dann allmählich mehr oder weniger austrocknet. Natürlich ist es auch noch der Name einer Sportartikelmarke.

Das letzte Teilstück nach Exmouth war zum Glück das kürzeste dieser drei Etappen. Wir waren noch nicht richtig aus Carnarvon herausgefahren, als die Öllampe leuchtete. Es war nichts neues, denn die letzten beiden Tage hatten wir dieses Vorkommen jeweils nach ziemlich genau 100 Kilometer Fahrt. Mit herausnehmen des Ölmessstabes und anschliessendem wieder einsetzen konnte das Symptom bekämpft werden, denn es war zu viel Öl eingefüllt worden. Das wäre ja eigentlich nicht unser Problem, doch wir haften für das Fahrzeug. Also riefen wir beim Vermieter an und schilderten ihm den Sachverhalt. Er meinte auch, dass das nicht weiter schlimm sei, aber es vielleicht besser vom Fachmann geprüft werden sollte. So gab er uns eine Adresse in Carnarvon, wo wir unseren WV Camper überprüfen lassen sollten. Unsere Analyse bestätigte sich, als uns die Mechaniker sagten, sie werden etwas Öl ablassen müssen. Mit gut zwei Stunden Verspätung nahmen wir die letzte Etappe unter die Räder nach Exmouth. Und siehe da, die Öllampe meldete sich nicht mehr zurück. Das hiess also freie Fahrt in Richtung Norden. Bereits zum dritten Mal auf unserer Reise überquerten wir den südlichen Wendekreis, doch diesmal ohne ein Diplom zu erhalten. Es war auch nur eine schlichte Tafel am Strassenrand, die uns darauf hinwies, dass wir uns wieder in den Tropen befinden oder dass wir 2‘600 Kilometer vom Äquator entfernt sind. Im Laufe des späteren Nachmittages erreichten wir unser nördlichstes Ziel an der Westküste Australiens, Exmouth.